Deutschland in Apathie erstarrt

Zu sehen, was historisch um uns herum geschieht und trotzdem den alten Mustern hartnäckig treu zu bleiben und z. B. sein Kreuzchen wieder an der gleichen Stelle zu machen, ist ein untrügliches Zeichen von gesellschaftlicher Apathie. Apathie ist die letzte Station vor dem Tod – wer schon einmal beim Sterben einer anderen Person zugegen war, weiß, dass dem natürlichen Tod immer eine apathische Phase vorausgeht. Es kann auch ein fataler Fehler sein, einen apathischen Menschen sich selbst zu überlassen, ja auch nur allein im Zimmer zu lassen, da er sonst vielleicht im Tod die einzige Umstiegsmöglichkeit sieht. Überhaupt gibt es nur eine Chance, jemanden aus seiner Apathie zu befreien – nämlich, ihn stufenweise auf der Tonskala nach oben zu führen, erst zu den negativen, dann zu immer positiveren Emotionen (ein kürzerer Weg existiert nicht). In anderen Worten: Wir müssen wieder lernen, den Schmerz zu spüren, der uns umgibt, dann werden wir auch nach und nach wieder handlungsfähig. So wie es im Moment aussieht, ist dieser Weg uns bewusst versperrt. Das narkotisierende Fernsehen, der Brot-und-Spiele-Charakter des Alltags, das absurde Streben nach Zugehörigkeit und Homogenität mit der Herde, all jene Pseudo-Glückselixiere machen uns unempfindlich gegenüber dem, was wirklich lebensfeindlich ist, so dass im Augenblick der Tod für dieses Volk die einzige Option darstellt. (of)

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